Von 1912 - 1937

Im Sommer des Jahres 1912, als das Fahrrad neben der Eisenbahn und dem Pferdefuhrwerk das wichtigste Verkehrsmittel war, wurde der

 

RV BAVARIA Lisberg

aus der Taufe gehoben.

 

Jedermann, der ein Fahrrad besaß, schätzte sich glücklich. Es war eben ein herrliches Gefühl, unabhängig von anderen Verkehrsmöglichkeiten, mit eigener Muskelkraft Entfernungen schwinden zu lassen. Auch die damalige Generation scheint das richtige Gefühl für Zusammenleben und viel Gemeinschaftssinn besessen zu haben. Die Einkommensverhältnisse in Lisberg durch die einsetzende Industrialisierung, vor allem in Schweinfurt, begannen sich langsam zu bessern. Dies alles trug mit dazu bei, einen Radlerclub zu gründen.

 

Der geistige Vater dieser Idee dürfte Georg Karmann, Pfarrer zu Lisberg gewesen sein.

 

Im Juni des Jahres 1912 wurde dann der RV Bavaria von 21 Männern ins Leben gerufen.

 

Die Namen der Gründungsmitglieder seien hier der Nachwelt in Dankbarkeit festgehalten:

 

Georg Karmann, Pfarrer von Lisberg

 

Bulheller, Gutsverwalter

 

Georg Fröhling                       Josef Beil                                Johann Montag

Johann Wagner                     Michael Knauer                      Georg Burger

Johann Bayer                         Valentin Fröhling                   Michael Montag

Andreas Burger                      Johann Schwind                    Johann Barthel

Valentin Straub                      Josef Zenglein                       Michael Popp

Johann Schenk                      Kaspar Höppel                       Georg Bayer

 

Die erste gewählte Vereinsführung war:

1.Vorsitzender                       Josef Beil

2.  Vorsitzender                      Johann Wagner

Kassier                                     Valentin Straub

Vereinsdiener                         Johann Montag

Fahrwart                                  Johann Schenk

 

Der Verein wurde sofort dem Concordia - Radsportverband angeschlossen. Die Ver- einsarbeit scheint eine ausgezeichnete gewesen zu sein, denn schon im Sommer 1914 konnte man Standartenweihe feiern. Sie kostete 240 Goldmark, 100 Goldmark schoß Mitglied Johann Wagner vor, und wurde von den Schwestern in Viereth handgestickt gefertigt. Patenverein war “Concordia Oberhaid”.

Der Verein war sehr rührig und voller Leben. Alle Samstage, auch im Winter, war im damaligen Vereinslokal, Brauerei Kaspar Bayer, Zusammenkunft.

Der betriebene Radsport erstreckte sich auf Wanderfahrten, Korsofahrten und Geschicklichkeitsfahren.

Der im Sommer des Jahres 1914 ausgebrochene “Erste Weltkrieg” brachte nicht nur das Vereinsleben zum Erliegen, sondern raffte auch einen Teil der Mitglieder dahin.

Ab 1921 stehen uns erste Aufzeichnungen vom Vereinsleben zur Verfügung. Eine straffe Vereinsführung kann man aus diesem Zeitraum von den Niederschriften ableiten. So sei interessanter weise festgehalten: Mitglied konnte nur der werden, welcher ein Fahrrad besaß. Unentschuldigtes Fehlen bei Versammlungen wurde mit einem Bußgroschen geahndet.

In diese Zeit fielen schon die ersten Gründungsjubiläen und der Verein fand genug Gelegenheit, sich bei Wander- und Korsofahrten auszuzeichnen. Eine stattliche Zahl von Ehrenpreisen, sie haben teilweise den Zweiten Weltkrieg überlebt, geben Zeugnis davon.

Am 4. und 5. Juni 1922 feierte man unter der Leitung des damaligen 1. Vorstands Georg Burger das 10 jährige Stiftungsfest. Festplatz war der Burgwall. 23 Vereine nahmen teil. Jedes Mitglied zahlte in voraus 20 bzw. 30 Mark als Risikobeitrag in die Vereinskasse.

In diesen Jahren fand auch der Radrennsport Eingang im Verein. Es wurde mit Tourenrädern und mit Rennsporträdern gefahren. In verschiedenen Renn­sportdisziplinen wurden beachtliche Erfolge errungen.

Im Sommer 1923 war der Verein Pate bei der Fahnenweihe des RV Concordia Breitbrunn.

Die genannten Zahlen haben eine gewisse Aussagekraft für diese Zeit. So wurde am

10. Mai 1923 der Monatsbeitrag auf 100 Mark festgesetzt. Für die Anschaffung des Fahnenbandes für den Patenverein Breitbrunn mußte jedes Mitglied 500 Mark extra zahlen. Am 6. Januar 1923 wurde für die Musikkapelle anläßlich des Balles 6200 Mark bezahlt.

Ab Ende der zwanziger Jahre machte sich die Zeit des Dritten Reiches bemerkbar.

Das Vereinsleben siechte dahin. Die letzte Eintragung im Protokollbuch weist den

15. November 1929 auf.

Einige treue Mitglieder zahlten ihre Verbandsbeiträge an den Sportbund weiter und retteten so das Vereinsvermögen über die Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Daß in diesen Kriegs- und Nachkriegswirren kein Kontakt auf Vereinsebene und zum Radsport bestand versteht sich von selbst.